Circularity as the new normal

Circular Economy People – Planet – Profit! Natürliche Ressourcen wie Wasser, Boden, saubere Luft oder Bodenschätze bilden die Basis für unsere Lebensqualität. Die Welt steht aber vor grossen Herausforderungen. Dramatische Nachrichten von den Folgen des Klimawandels bis hin zum verschwenderischen Umgang mit den knappen natürlichen Ressourcen erreichen uns täglich.

Autorin Ewa Christina Ming

Der Druck auf die natürlichen Ressourcen verschärft sich, da das Wirtschaftsvolumen und die Weltbevölkerung weiterwachsen werden. Es gilt umzusteigen von linearen Wirtschaftsmodellen hin zu einem neuen zirkulären Ansatz, gerade jetzt wo wir bitter feststellen, wie abhängig wir von Energielieferanten und Rohstoffen aus dem Ausland geworden sind. Viele Unternehmen und innovative Startups investieren in die Kreislaufwirtschaft und sehen neue Chancen für Businessmodelle.

Innovative, nachhaltige Lösungsansätze sowie mutige Unternehmer sind jetzt gefragt. Wie können wir aber unsere natürlichen Ressourcen schonen, Abfall verringern und gleichzeitig ein gewinnbringendes Geschäftsmodell daraus machen? «Zero waste» und möglichst langfristige Nutzung der Produkte und Ressourcen ist das Ziel der zirkulären Kreislaufwirtschaft. Dies gilt es umzusetzen, denn eines ist klar; so kann es mit der Verschwendung der Ressourcen nicht weitergehen. Unsere globalisierte, sich rasch verändernde Welt braucht neue Denkansätze und Modelle, die gleichzeitig nachhaltig wie auch wirtschaftlich sind. Gleichzeitig bleibt auch nicht viel Zeit, um die gesteckten Klimaziele der UN Agenda 2030 mit ihren 17 SDG (Sustainable Development Goals) (1) für nachhaltige Entwicklung, als ein globaler Plan zur Förderung nachhaltigen Friedens und Wohlstands und zum Schutz unseres Planeten, zu erreichen. Seit 2016 arbeiten alle Länder daran, diese gemeinsame Vision zur Bekämpfung der Armut und Reduzierung von Ungleichheiten in nationale Entwicklungspläne zu überführen. Dabei ist es besonders wichtig, sich den Bedürfnissen und Prioritäten der schwächsten Bevölkerungsgruppen und Länder anzunehmen – denn nur wenn niemand zurückgelassen wird, können die SDG Ziele bis 2030 erreicht werden. Darum ist es ein Muss, sich als verantwortungsvolles Unternehmen mit einer
Nachhaltigkeits-Strategie und den ESG-Faktoren zu befassen.

«Es ist ein Muss, sich als verantwortungsvolles Unternehmen mit einer Nachhaltigkeitsstrategie und den ESG-Faktoren zu befassen.»


WAS BEDEUTET ESG?

ESG ist ein Akronym, das sich aus den englischen Begriffen Environment, Social und Governance
zusammensetzt. Gerade Grossinvestoren und institutionelle Anleger achten immer häufiger auf die Aspekte nachhaltiger Geldanlagen und viele Unternehmen berücksichtigen nur noch Lieferanten, die sich in der Lieferkette ESG-Kriterien verpflichten.

ESG in Kürze:
Environment: Beim Umweltaspekt spielt eine Strategie zum Klimaschutz, das schonende Ressourcenmanagement und der Einsatz erneuerbarer Energien eine bedeutende Rolle. Darüber hinaus gilt es, Luft- und Abwasseremissionen zu minimieren und den ökologischen Fussabdruck zu reduzieren.
Social: Unternehmen mit ESG-Kriterien verpflichten sich, gerechte Arbeitsbedingungen zu schaffen, die Menschenrechte zu achten, den Arbeitnehmern Zugang zu Weiterbildungen zu ermöglichen und Investitionen in die Sicherheit am Arbeitsplatz sowie die Gesundheit zu tätigen. Darüber hinaus werden Zwangsarbeit und Kinderarbeit ausgeschlossen.
Governance: Bei der Unternehmensführung stellen unabhängige Aufsichtsgremien sicher, dass Korruption oder wettbewerbswidriges Verhalten ausgeschlossen sind. Darüber hinaus verankern die meisten Unternehmen eine erfolgsorientierte Vergütung der Vorstände in den Anstellungsbedingungen beim Erreichen der Ziele im Bereich der Nachhaltigkeit.



Die folgende Tatsache zeigt die Dringlichkeit für das Thema Nachhaltigkeit klar auf: Bereits im Mai 2022 wird die Schweiz wohl wieder den Punkt erreichen, an welchem sie die ihr zustehenden natürlichen Ressourcen für das ganze Jahr 2022 aufgebraucht hat. Noch gigantischer sieht es weltweit aus. Gemäss einer Studie von architecture2030 (1) wird sich bis zum Jahr 2060 die gesamte Baufläche auf der Welt verdoppeln. Bildlich ausgedrückt ist es so, dass die Stadt New York rein materiell jeden Monat neu gebaut wird. Es ist beinahe unvorstellbar, wie viele Wertstoffe neu verwendet und gebraucht werden. Das Problem ist, dass man gewohnt ist, linear zu wirtschaften. Die Wirtschaft entnimmt Rohstoffe, stellt damit Güter und Bauwerke her, nutzt diese Güter eine bestimmte Zeit, um am Ende beinahe alles als Abfallmaterial zu entsorgen. Leider wird bloss ein kleiner Teil davon weltweit recycelt.

Somit ist klar: Die heutige Weltwirtschaft ist in ihrer jetzigen Form langfristig gesehen nicht mehr tragfähig. Gibt es neue Möglichkeiten für Unternehmen, nachhaltig mit Gewinn zu wirtschaften? Ja, das Schlüsselwort lautet «Kreislaufökonomie». Die «Circuclar Economy» geht daher viel weiter als Recycling. Das verdeutlicht sich beispielsweise sehr anschaulich mit dem Begriff «Urban Mining», die Stadt wird zur Rohstoffmine, aus vorhandener Bausubstanz werden neue Baustoffe gewonnen. Es geht um Wiederverwertung und Upcycling der Stoffe. Man entsorgt verwendete Materialien nicht, sondern entnimmt sie aus einem Kreislauf und verwendet sie wieder.

Und auch für Start-ups bietet die Kreislaufökonomie viel Potential. Das Zürcher Start-up Unternehmen Yarn-to-Yarn verwendet Schnittabfälle und gebrauchte Hosen als Rohstoffquelle für die Entwicklung zukünftiger Textilien. Ihr Label «Seefeld Style» hat es geschafft, das Elasthan biologisch mit Hilfe von Enzymen aus dem Gewebe zu isolieren, so dass man altes Garn für neue Kleider verwenden kann. Aber auch grosse Firmen wie IKEA und Philips steigen auf ein zirkuläres Wirtschaftsmodell um. Der Abfall wird selbst zur Ressource. Die Kreislaufwirtschaft kreiert die moderne Welt von morgen. Leider streben nur wenige Unternehmen bislang eine echte Kreislaufwirtschaft oder eine Vernetzung mit Akteuren entlang der Wertschöpfungskette an. Daher mein Appell: Starten Sie jetzt in kleinen Schritten. Rohstoffe stellen einen immer knapperen und erheblichen Kostenfaktor für Unternehmen dar und für die Erreichung der Klimaneutralitätsziele bleibt nicht viel Zeit. Als Unternehmer muss man daher jetzt handeln und sich mit dem Thema einer zukunftsfähigen Kreislaufwirtschaft und Ressourceneffizienz im Betrieb vertieft auseinandersetzen – um seine eigenen Chancen und Business-Möglichkeiten darin zu erkennen, und um gemeinsam die Ziele zu erreichen!

«Es ist ein Muss, sich als verantwortungsvolles Unternehmen mit einer Nachhaltigkeitsstrategie und den ESG-Faktoren zu befassen.»


Die Unternehmer-Zeitung hat sich mit Ewa Ming über das Thema unterhalten.

Frau Ming, was bewog Sie dazu, sich mit Kreislaufwirtschaft zu befassen?
Als engagierte Unternehmerin und Initiantin der Business Community von Innovation World Switzerland ist es mir wichtig, mich mit den grössten Herausforderungen dieser Welt auseinander zu setzen und alles daran zu setzen, die SDG- Ziele zu erreichen und dafür Awareness zu schaffen. So lautet mein Motto seit jeher: «Enabling Change Together». Daher ist es für mich selbstverständlich, mich gemeinsam mit der Agentur, den Partnern und Mitarbeitern wie auch der Business Community für eine nachhaltige Welt von Morgen einzusetzen.

Sie planen gerade eine «Young Sustainable Innovators» Community aufzubauen. Was sind die Ziele?
Es ist heute wichtiger denn je, Wissen zu teilen und junge Leader von Morgen für neue nachhaltige Geschäftsmodelle zu sensibilisieren und daran mitwirken zu lassen. Wir wollen talentierte Fachkräfte mit Unternehmen und untereinander vernetzen. Wissen über Nachhaltigkeit, Kreislaufwirtschaft und Innovation muss gefördert werden. «Best Cases» sollen auf der Plattform präsentiert werden und damit wieder-um Unternehmen motiviert werden, es nachzutun. Das erreicht man mit Dialog, Co-Working und an Events mit Workshops und Challenges, an welchen die Teilnehmer*innen gemeinsam Herausforderungen diskutieren, neue Ideen und Lösungen erarbeiten. So entstehen oft disruptive Modelle und viel innovatives Gedankengut. Die Schweiz mit ihren top Universitäten, Hochschulen und Institutionen ist prädestiniert dazu. Unser Land ist ein Innovationsweltmeister und junge, engagierte Talente sind gefragt!

Haben Sie ein konkretes Beispiel für ein Unternehmen, das schon sehr zirkulär wirtschaftet?
Ein gutes Beispiel in der Schweiz ist IKEA. IKEA designt Abfälle schon bei der Produktentwicklung weg. Bis 2030 möchte das Unternehmen klimapositiv werden und erneuerbare Ressourcen verwenden, während es gleichzeitig das IKEA Geschäft weiter ausbaut.

Was raten Sie Unternehmen? Wie implementiert man den Circular Economy Ansatz alltagsnah im Unternehmertum?
Rasch in kleinen Schritten zu handeln. Starten Sie ganz einfach mit einem internen Nachhaltigkeits-Team und treffen Sie sich regelmässig für Brainstormings und kreative Sessions, um neue Modelle zu diskutieren. Durchleuchten Sie regelmässig Ihre Prozesse und Lieferketten. So entsteht eine Nachhaltigkeitsstrategie, Sie entdecken Einsparpotential und allenfalls schon bald auch eine disruptive Geschäftsidee. Kommunizieren Sie Ihre nachhaltigen Bemühungen gegen innen wie auch aussen und passen Sie Ihre Vision und Mission an. Sicher finden Sie Möglichkeiten für Anpassungen, um klimaneutral(er) zu wirtschaften. Gerne unterstützen wir Sie in der Beratung und Vermittlung von Experten, die sich in der jeweiligen Branche auskennen. Jede Massnahme zählt!

Ewa Christina Ming, Unternehmerin und Zukunftsgestalterin

Ewa Christina Ming ist Agenturinhaberin der ming agentur ag und Initiantin von Innovation World Switzerland. Sie ist Marketingexpertin und innovative Zukunftsgestalterin mit einer Passion für neue Technologien und Strategien im Bereich Circular Economy, Nachhaltigkeit, Innovation, Community Building und Business Networking.
www.innovationworld.ch


1) Quellenangaben
https://architecture2030.org/why-the-building-sector/
www.sdgs .un.org/goals
www.circular-economy-sw itzerland.ch